Erstes Wirtschaftspolitisches Gespräch am Berufskolleg Technik Siegen

Beim ersten „Wirtschaftspolitischen Gespräch am Berufskolleg Technik Siegen“ referierte der Hauptgeschäftsführer der IHK Siegen, Klaus Gräbener, vor einem gefüllten Auditorium zum Thema „Herausforderungen und Perspektiven einer Industrieregion – Südwestfalen heute und morgen“. Rund 350 Studierende der Fachschule für Technik, des Aufbaubildungsganges Betriebswirtschaft sowie Lehrkräfte des Berufskollegs Technik waren gekommen, um seine Thesen mit ihm zu diskutieren. Nach der Begrüßung durch Christian Wurm, dem Abteilungsleiter der Fachschule für Technik, begrüßte Schulleiter Ralf Bruch den Gast. In seiner Einleitung ging er besonders auf die Perspektiven der nahen Zukunft ein und machte deutlich, welchen Herausforderungen sich die Studierenden stellen müssen und wie sie sich bestmöglich darauf vorbereiten können. Ralf Bruch spannte dabei auch den Bogen aus der Wirtschaft hin zu Gesellschaft und Politik und leitete damit zu den Ausführungen des Referenten über.

In einem sehr kurzweiligen Vortrag, dem die Studierenden und Lehrkräfte aufmerksam folgten, beschrieb der IHK-Hauptgeschäftsführer, dass die regionale Wirtschaft vor allem unter der stark zunehmenden Staatsgläubigkeit und der damit verbundenen bürokratischen Perfektion leide. Es fehle in Deutschland das Vertrauen in den Markt und die Mündigkeit der Bürger. Statt Ziele vorzugeben, würden Details verordnet. Statt Unternehmen und Bürgern Freiheit zu gewähren, lege der Staat ihnen immer mehr Fesseln an. Klaus Gräbener: „Es ist schon paradox. Flächendeckend trauen immer weniger Bürger dem Staat etwas zu. Die Allerwenigsten glauben noch, dass die Politik in Bund und Land die von ihr selbst gegebenen Leistungsversprechen halten kann. Je deutlicher dies wird, desto mehr Leute rufen nach dem Staat.“

Knapp 1.300 Mrd. € wende Deutschland jährlich für soziale Leistungen und deren Verwaltung auf, die Sozialleistungsquote liege deutlich über 30 %. Allein rund 150 familienpolitische Leistungen gebe es in Deutschland. Ihm sei schleierhaft, dass angesichts solcher Daten von interessierter Seite immer wieder der angebliche sozialpolitische Kahlschlag an die Wand gemalt werde. Der Staat spare sich nicht kaputt, er spare zu wenig und verwende zudem die eingesetzten Mittel nicht effizient genug. 4.83 Mio. Personen seien 2022 in Bund, Ländern und Gemeinden beschäftigt gewesen; 584.000 mehr als 10 Jahre zuvor. Ein über Jahre hinweg immer weiter aufgeblähter Sozialstaat habe dazu geführt, dass viel zu wenig in Straßen, Brücken, Schienenstränge und die Bildungsinfrastruktur investiert wurde. Das räche sich nun, nicht nur die Rahmede-Talbrücke lasse grüßen. Zugleich fehle es an einer durchgreifenden Reform der steuerlichen Belastung. Dies umso mehr, als sich die Steuereinnahmen von Bund, Ländern und Gemeinden in den letzten 14 Jahren um 75 % von 524 Mrd. € auf 916 Mrd. € erhöht hätten. Unter den zu hohen Steuern und Abgaben litten nicht nur die Unternehmen, sondern auch die Beschäftigten. Klaus Gräbener: „Es gibt Leute, die finden es gerecht, dass man in Deutschland bereits beim Anderthalbfachen des Durchschnittsverdienstes den Spitzensteuersatz zahlt. Zu denen gehöre ich nicht.“

Schließlich fehle es dem Land an Tempo. Dies könne jeder mittlerweile vor der eigenen Haustür erleben. Bei der Kreuztaler Südumgehung befinde man sich seit 28 Jahren in der Diskussion, die Renovierung der Rampe vor der Siegerlandhalle habe fast 5 Jahre gedauert, für Ortsumgehungen wie die in Netphen benötige man 45 Jahre und behalte man das gegenwärtige Tempo bei der Errichtung der notwendigen Stromtrassen für die Nutzung von Wind und Sonne bei, rücke die Energiewende in weite Ferne.
Nach seinem Vortrag nutzten die Studierenden ausgiebig die Möglichkeit, Fragen zu stellen: über fehlende Facharbeiterinnen und Facharbeiter, die Zukunft der beruflichen Bildung und auch im Besonderen über die Zukunftsperspektiven der Studierenden der Fachschule für Technik. Letztere schätzte der scheidende IHK-Hauptgeschäftsführer, trotz der großen zukünftigen Herausforderungen, als sehr positiv ein. Karl Hendrik Oppermann, Bildungsgangverantwortlicher für den Aufbaustudiengang Betriebswirtschaft, dankte abschließend Klaus Gräbener für sein Kommen und den gelungenen Vortrag, der zur Weiterführung des Formates „Wirtschaftspolitisches Gespräch am Berufskolleg Technik“ motiviert.

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